10.08.2016

Projektlaufzeit

01.05.2006 - 31.10.2008

Projektart

Interdisziplinäres Projekt

Projektstatus

Geschlossen

Kurzbeschreibung

Netzwerk zur interdisziplinären Kulturguterhaltung in Deutschland (N.i.Ke.) Die Hinterglasmalerei in Flandern, Burgund und am Niederrhein von 1330 bis 1550. Ursprünge der ‚kalten Malerei’ auf Glas unter Berücksichtigung der Einflüsse durch die Glas- und Tafelmalerei

Ort

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Unter den Eichen 87
12205 Berlin

Die Hinterglasmalerei in Flandern, Burgund und am Niederrhein von 1330 bis 1550. Ursprünge der ‚kalten Malerei’ auf Glas unter Berücksichtigung der Einflüsse durch die Glas- und Tafelmalerei.

Verwechselungen zwischen zwei unterschiedlichen Kunstgattungen, die im kunsthistorischen Kontext lange mit demselben Begriff der „Glasmalerei“ belegt wurden, werden durch die kunsttechnologische Forschung zunehmend ausgeräumt. Auch wenn Glas in beiden Fällen das Trägermaterial darstellt, wird tatsächlich in der Hinterglasmalerei die Rückseite der Glastafel mit aufgetragenen Malfarben verziert (sog. Kaltbemalung), während aufzubrennende Schmelzfarben das Glas in der Glasmalerei schmücken.

Bild hängt im Rijksmuseum Amsterdam, Inv.-Nr. SK-C-1563

Detail aus der „Hl. Dreifaltigkeit“ nach Maerten van Heemskerck

Quelle: Rijksmuseum Amsterdam, Foto von Hans-Jörg Ranz, München

Ziel

Das Ziel des interdisziplinären Forschungsprojektes war die Neubewertung der Hinterglasmalerei in Abgrenzung zur Glas- und Tafelmalerei. Anhand einer Auswahl von hintermalten Glasobjekten des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Glas- und Tafelmalerei erarbeitet, um die Ursprünge von Hinterglaswerken und deren Stellenwert in der Kunst des Spätmittelalters und der Renaissance darzustellen. Beabsichtigt war die Erforschung der Anfänge der Hinterglasmalerei in Flandern, Burgund und am Niederrhein, welche kunsthistorisch bislang unzureichend erarbeitet waren – somit fehlte bislang eine Untersuchung zu Stil und Ikonographie, zu Quellen und Provenienz, sowie zu Maltechnik und Vorlagen. Die erstmalige kunsthistorische Einordnung und die Beurteilung des Verhältnisses der Hinterglasmalerei zur Glas- und Tafelmalerei sollten einerseits zum Verständnis der Verflechtung dieser Techniken beitragen, andererseits aber auch den Grad der Eigenständigkeit der Hinterglasmalerei definieren.

Methoden

Zusätzlich zur kunsthistorischen bzw. maltechnischen Aufarbeitung wurden daher auch materialwissenschaftliche Untersuchungen an ausgesuchten Objekten durchgeführt. Der Umstand, dass zahlreiche Kunstwerke zeitgenössischer Glas- und Tafelmalerei materialwissenschaftlich bereits untersucht wurden, erwies sich als großer Vorteil, da die Materialien und Techniken der Hinterglasmalerei zu den beiden anderen Kunstgattungen in Bezug gestellt werden konnten.

Ergebnisse

Das Projekt zeigte technischen Parallelen zwischen den drei Gattungen auf (z.B. die Verwendung von Schwarzlot, Blattgold, Schmelzfarben bzw. Lüsterfarben), darüber hinaus konnte bereits an wenigen Beispielen aufgezeigt werden, wie lange die Hinterglasmalerei durch andere künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten beeinflusst wurde und ab wann diese einen autonomen Weg ging. Das Forschungsprojekt schöpfte seinen Erfolg aus der engen Verzahnung von kunsthistorischen, maltechnischen und materialtechnologischen Untersuchungen. Es schloss somit eine Lücke in der kulturhistorischen Forschung bezüglich der Eigenständigkeit der Hinterglasmalerei gegenüber der Glas- und Tafelmalerei.

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Kennzeichen: Ha 2728 / 4-1

Partner

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin (BAM)
Museum Schnütgen, Köln
Revertro, München
Doerner-Institut, München

Publikationen

O. Hahn, S. Bretz, C. Hagnau, H.-J. Ranz, and T. Wolff, „Pigments, dyes and black enamel – The colorants of reverse paintings on glass”, Archaeological and Anthro-pological Sciences 1 (2009) 4, 263-271; Springer

D. Täube und O. Hahn, „Kalte Malerei auf Glas. Ergebnisse eines Forschungsprojektes der BAM Berlin und des Museum Schnütgen zur frühen Hinterglasmalerei“, Kölner Museums Bulletin 54-61 (2009).S. Bretz, C. Hagnau, O. Hahn und H.-J. Ranz, „Allerhand Loth zu machen- Das Schwarzlot in der Hinterglasmalerei”, Restauro 8 (2011), 27-39

S. Bretz, C. Hagnau, O. Hahn und H.-J. Ranz (Hrsg.), „Deutsche und Niederländische Hinterglasmalerei vom Mittelalter bis zur Renaissance“, Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin, München (2016)